
Fortschritte sichtbar – Handlungsdruck bleibt hoch
- 71% der weltweiten Kunststoffabfälle werden umweltgerecht entsorgt (2018: 68%)
- Recyclingquote weltweit liegt bei durchschnittlich 12 %
- 80% der Post Consumer Rezyklate entstehen in Europa und Asien
- Best Practices stellen Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen unter Beweis
Die aktuelle Studie Global Plastics Flow 2023 von Conversio Market & Strategy zeigt erste Erfolge bei Recycling und Abfallmanagement weltweit. Dennoch besteht weiter erheblicher Handlungsbedarf, um Kunststoffeinträge in die Umwelt wirksam zu reduzieren.
Fortschritte beim Abfallmanagement
Weltweit werden laut Studie 71 Prozent der Kunststoffabfälle umweltgerecht behandelt – ein Anstieg gegenüber 68 Prozent im Jahr 2018. Zugleich bleibt der Anteil unsachgemäß entsorgter Kunststoffe mit 29 Prozent hoch. Das Wachstum des unkontrolliert beseitigten Abfalls (1,9 Prozent jährlich) fällt allerdings geringer aus als das der gesamten Abfallmengen, was auf Verbesserungen hindeutet.
Erfolgsfaktoren sind insbesondere Investitionen in Abfall- und Recyclinginfrastruktur, der Ausbau erweiterter Herstellerverantwortung (EPR-Systeme) und die Stärkung von Sammel- und Rücknahmesystemen. Die Initiatoren der Studie – BKV, GKV, VDMA, Messe Düsseldorf und Wir sind Kunststoff – betonen, dass Abfallmanagement und Kreislaufwirtschaft zunehmend global als strategische Aufgaben erkannt werden.
„Wir sind zuversichtlich, dass die Herausforderungen beim Abfallmanagement erkannt wurden und in vielen Teilen der Welt engagiert und koordiniert angegangen werden. Gleichzeitig können wir nicht zufrieden sein mit der Dynamik von Recycling und Abfallbehandlung im Vergleich zur Kunststoffneuproduktion.“
Globale Entwicklungsdynamik
Im Jahr 2023 wurden weltweit 414 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert und 300 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle erfasst. Inzwischen entstehen 80 Prozent der Post-Consumer-Rezyklate in Europa und Asien. Die globale Recyclingquote liegt bei durchschnittlich 12 Prozent.
Positiv ist der Anstieg der umweltgerecht behandelten Abfälle um 4,6 Prozent und der für Recycling gesammelten Mengen um 3 Prozent. Treiber sind wachsende Kapazitäten für energetische Verwertung insbesondere in Asien.
„Die Erfolge dienen als Beispiel und Ansporn, umweltgerechte Kunststoff-Kreisläufe mit Nachdruck voranzutreiben. Ein klares Bekenntnis zur Kreislaufwirtschaft zeigt Wirkung und muss auch auf globaler Ebene geschehen. Darum ist ein weltweites Kunststoffabkommen auch so wichtig.“
Erfolgreiche Länderbeispiele
Die Studie nennt mehrere Regionen, in denen gezielte Maßnahmen Wirkung zeigen:
EU 27+3 Der Kunststoffabfall ist von 2018 bis 2023 jährlich um durchschnittlich 2,1% gewachsen. Der Abfall, der ordnungsgemäß entsorgt wurde, stieg im gleichen Verhältnis (2,2%). Allerdings ist der Abfall, der für das Recycling gesammelt wurde, sogar um durchschnittlich 5,9% pro Jahr gestiegen, die Abfalleinträge in die Umwelt sind um 0,6% zurückgegangen.
Kolumbien In Kolumbien ist der Kunststoffabfall um 1,7% gewachsen. Der ordnungsgemäß entsorgte Abfall stieg um durchschnittlich 5,0% pro Jahr und die Menge für das Recycling sogar um 24,6%. Abfalleinträge in die Umwelt gingen um 6,5% zurück.
China Jährlich stieg die Meng des Kunststoffabfalls um durchschnittlich 3,5%. Die Abfallmenge, die ordnungsgemäß entsorgt wurde, wuchs um 8,3% und die für das Recycling vorgesehene um5,9 %. Die Abfalleinträge in die Umwelt sanken in China sogar um 9,7%.
Diese Beispiele belegen, dass klare politische Rahmenbedingungen, EPR-Systeme und Investitionen in Infrastruktur messbare Fortschritte ermöglichen.
Herausforderungen weltweit
Trotz positiver Entwicklungen benennt die Studie erhebliche Defizite, insbesondere in Ländern mit schwacher Abfallinfrastruktur:
- Fehlende Sammel- und Behandlungssysteme, insbesondere in Afrika, Asien und Lateinamerika.
- Niedrige Recyclingquoten und wirtschaftlich schwache Rezyklatmärkte.
- Unzureichende Behandlung langlebiger Produkte wie Bau- und Elektroanwendungen.
- Risiken durch illegale Exporte und unkontrolliertes „Abfalldumping“.
- Uneinheitliche politische Umsetzung und fehlende Koordination nationaler Maßnahmen.
Nur etwa 17 Prozent des globalen Kunststoffabfalls werden derzeit überhaupt für Recycling gesammelt.
Präsentation der Ergebnisse der Global Plastics Flow-Studie 2023 in Düsseldorf.
Bedeutung der erweiterten Herstellerverantwortung
Besonders wirksam zeigt sich laut Bericht die erweiterte Herstellerverantwortung: Wenn Produzenten finanziell und organisatorisch für die Nachnutzungsphase ihrer Produkte einstehen, wird ein Wandel hin zu geschlossenen Stoffströmen mit höheren Recyclingquoten und geringeren Umweltbelastungen möglich.
Die Global Plastics Flow 2023-Studie dokumentiert Fortschritte im weltweiten Abfallmanagement, aber auch weiterhin gravierende Unterschiede zwischen den Regionen. Nachhaltige Kreislaufwirtschaft erfordert strukturelle Investitionen, klare politische Rahmenbedingungen und internationale Kooperation. Der Rückgang von Umwelteinträgen in Ländern mit erfolgreicher Umsetzung zeigt: Konsequentes Handeln lohnt sich.
Die Studie kann bei der BKV als Kurzversion heruntergeladen du als Langversion bestellt werden.
„Trotz der ernüchternden globalen Zahlen zeigt die Global Plastics Flow-Studie vor allem auch ermutigende wirksame Hebel für eine verbessertes Abfallmanagement auf. Durch das Zusammenspiel verschiedener Instrumente kann eine nachhaltige Transformation erreicht werden. Der erweiterten Herstellerverantwortung kommt dabei eine besonders effektive Rolle zu. Übernehmen Hersteller finanziell und organisatorisch die Verantwortung für die Nach-Nutzen-Phase bewirkt dies langfristig einen Umschwung zu einem geschlossenen und nachhaltigen Kunststoff-Stoffstrom mit mehr Recycling und weniger Einträgen in die Umwelt.“
Christoph Lindner, Managing Partner, Conversio Market & Strategy stellte die aktuelle Studie „Global Plastics Flow 2023“ auf der K vor.